18.08.2011

Besuch aus Frankreich: die LADY MAUD

Es gibt Boote, die sind so wunderwunderschön, dass man einfach draufhalten muss. Die LADY MAUD war so ein Fall: ein kleiner unscheinbarer Gaffelkutter unter französischer Flagge, leicht zu übersehen, als er am Samstag mittag inmitten der riesigen Hanse-Sail-Flotte vor Warnemünde die Segel setzte. 

"Inkognito" in Rostock: Die LADY MAUD des französischen Abenteurers Gérard d'Aboville, dem ersten Menschen, der allein über den Atlantic ruderte. Hier beim Segelsetzen vor Warnemünde kurz vor der Weiterreise nach Danzig (foto cc by RostockSailing.de).


Nie zuvor gesehen oder gehört, aber ein Traum von einer klassischen Yacht - und daher im Vorbeifahren schnell mal "aus der Hüfte geknipst"! Keine Spur von ihr zu finden in der offiziellen Teilnehmerliste der Hanse Sail 2011 und auch sonst kaum ein Hinweis auf Herkunft, Geschichte oder Eigner - das Schiff auf dem Foto war ein Rätsel.

Um so überraschender dann die Auflösung ein paar Tage später, geliefert von Renate Gundlach, ihres Zeichens Redakteurin und Mitbegründerin des neuen und überaus erfrischenden Netzmagazins das-ist-rostock.de.

Gérard d'Aboville (fotos privat)
Die LADY MAUD gehört Gérard d'Aboville, einem äußerst unkonventionellen Zeitgenossen. Dem lebenslustigen Franzosen (*1945) gelingt seit Jahrzehnten ein interessanter Spagat zwischen Abenteurer politischem Engagement. 1980 überquerte er als erster Solo-Ruderer den Atlantik, er verließ Cape Cod (USA) am 10. Juli und kam am 21. September nach 71 Tagen und 23 Stunden und einer Strecke von 5200 Kilometern in Brest an. Sein damaliges (Ruder)Boot, die Capitaine Cook maß 5,60 Meter.

Im selben Jahr nahm er mit seinen vier Brüdern an der Rally Paris-Dakar auf dem Motorrad teil. 1991 ruderte er über den Pazifik, er verließ Chōshi (Japan) am 10. Juli und erreichte die amerikanische Küste am 21. November. 1993 veröffentlichte er den Roman "Seul" (Allein), der wie ein Tagebuch seine Reise von 1991 erzählt. 2001 überflog er mit einem kleinen einmotorigen Flugzeug begleitet von Hubert de Chevigny und Bernard Lafferrière den Nordpol (eine private Expedition) ohne elektronische Navigationsinstrumente.

Zwischendurch - von 1994 bis 1999 - war er Europaabgeordneter. Seitdem engagiert er sich u.a. im Kampf für Umweltbewusstsein und den Erhalt der Meere mit La Fondation du patrimoine maritime et fluvial.(zu deutsch etwa "Stiftung für das Erbe an Seen und Flüssen") und ist seit 2008 Mitglied im Stadtrat von Paris.

LADY MAUD
Nicht minder ungewöhnlich kommt sein Schiff daher - die LADY MAUD, ein 15m Langkieler aus dem Jahr 1907. Gebaut auf der südenglischen LUKE BROTHERS Werft am Hamble River (Southampton) segelte das Boot unter anderem in den 20er Jahren erfolgreich beim Channel Race (ein Vorläufer von diesem hier), einem Rennen, das speziell für Boote veranstaltet wurde, deren Länge für's Fastnet Race (Erstausgabe 1925) nicht ausreichte und konnte dies 1930 sogar gewinnen. Weitere Details und Fotos zum Schiff gibt es hier.

Gérard d'Aboville und seine LADY MAUD waren am Hanse Sail Wochenende in Rostock quasi "inkognito" auf der Durchreise mit Ziel Danzig in Polen, wo das Schiff erstmal überwintern soll. Im kommenden Jahrsoll will der französische Abenteuerer dann zum großen Ostseetörn starten.

Ganz großes Kompliment an Renate, die trotz des Hanse Sail Rummels dieses kleine Goldstück fand und mit ihrer Recherche-Arbeit "auf Hochglanz polierte"! Ohne ihren Artikel hätte es diesen Beitrag sicherlich nicht gegeben! Die ganze Story des Gérard d'Aboville in Rostock lest Ihr daher am Besten hier.

1 Kommentar:

  1. Hallihallo,

    gern geschehen :-)

    Hab den Link zu uns und diese Seite eben erst entdeckt - sehr schön. Beides!

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