Nun liegt sie also hier... (ganz nebenbei bemerkt auf ihrer Steuerbord-Seite, aber das hat natürlich gaaar nichts zu sagen!). Vorläufiges Ende einer Farce und unglaublich bizarren Rostocker Lokalposse, deren Protagonisten sich vor allem durch vereintes Stillschweigen und Wegducken auszeichnen.
Was bitte ist denn verwunderlich daran, wenn alle Welt (inzwischen international!) diskutiert und spekuliert darüber, wie es genau dazu kommen konnte wozu es nun kam? Das hat wenig mit "Möchtegern-Kapitänen" oder "selbsternannten Experten" zu tun. Die Menschen wollen einfach mal verstehen was da abgeht! Seit Monaten gibt es immer immer immer nur Fragen, Ungereimtheiten und scheibchenweise dubiose Fakten. Berechtigte Fragen, reichlich, aber niemand der sie beantwortet. Diejenigen die antworten könnten wollen nicht. Alle anderen können nicht.
Schweigen, Dementieren, Aussitzen. Andeutungen, Beruhigungspillen für's Volk, süffisantes Kameralächeln. Verschwommene sechsstellige Zahlen und undurchsichtige Verträge. Denkmalschutz, Seerecht, Insolvenzrecht, Fördermittel, Briefkastenfirmen, Zuständigkeiten. Schifffahrtsgeschichte purzelt durch Presse, Internet und neue Medien. "Gemeinnütziges" Vereinsrecht, hasenfüßige Stadtpolitik und knallharte privatwirtschaftliche Finanzinteressen - alles miteinander verschwurbelt und verwurschtelt. Gibt es einen besseren Nährboden für Spekulationen?
Und nun auch noch diese Sinknummer - wahrscheinlich nur ein weiterer ganz ganz dumm gelaufener Zufall. Aber irgendwie doch auch symbolhaft nach dieser hahnebüchenen Vorgeschichte. Krimi oder Slapstick - was braucht es noch mehr für ein filmreifes Drehbuch?
Wenn ein Schiff wie die BÜCHNER nicht mehr zu halten ist - ok, dann muss man drüber reden. Und ja, vielleicht musste sie sogar wirklich weg von hier, weil elftausend Tonnen sinnlos rumoxidierender Stahlschrott im Rostocker Stadhafen einfach mal keine Zukunft mehr hatten. Mag alles sein. Aber so? Auf diese Art und Weise?! Womöglich am Ende noch ohne einen einzigen Cent für die notorisch klamme Stadtkasse...??
Ist die GEORG BÜCHNER inzwischen nicht bereits mehr als ein ehemaliges "Denkmal auf Zeit" (O-Ton unseres OB)? Ist sie nicht vielmehr schon zu einem Sinnbild dafür geworden, wie wir in dieser Stadt mit Problemen und der Suche nach Lösungen umgehen? Auf welcher Basis, in welchem Hinterzimmer, auf Druck welcher Lobby werden in dieser "Hansestadt" eigentlich Entscheidungen getroffen? Läuft das öfter so ab? Ist das etwa normal???
Ja, der Blick rüber nach Gehlsdorf ist jetzt endlich ein freier, da stört kein rostender Blechhaufen mehr. Aber Transparenz ist nun wirklich was anderes. Walter Ulbricht lässt grüßen.
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So, und für alle die bis hier gelesen haben und denen es nicht total egal ist, was hier gerade abgeht, gibt's hier nochmal zum 'Nachgucken' das allerletzte Auslaufmanöver der GEORG BÜCHNER ex-CHARLESVILLE aus Rostock am 28. Mai 2013. Und zwar in chronologischer Reihenfolge, einfach nur die Fakten, ganz ohne weitere Spekulationen...
27.5. | 18.58 Uhr: Die Brücke mit Peildeck ... (foto cc by RostockSailing.de / No Facebook-Posting!)
27.5. | 21.00 Uhr: final sunset bzw. Galgenfrist. Es gibt eine weitere Nacht für die Büchner; offenbar weil das Ablegemanöver "suboptimal" vorbereitet ist...... (foto copyright RostockSailing.de / No Facebook-Posting!)
27.5. | 21.14 Uhr: Die Schlagseite hat die BÜCHNER übrigens schon seit Beginn der "Sicherungsarbeiten" im Januar ... (foto copyright RostockSailing.de / No Facebook-Posting!)
28.5. | 08.40 Uhr: Klar zum Ablegen ... (foto copyright RostockSailing.de / No Facebook-Posting!)
28.5. | 08.52 Uhr: Abschiedsbilder aus der Gondel... (foto copyright RostockSailing.de / No Facebook-Posting!)
28.5. | 09.00 Uhr: Die ersten Meter - GB bewegt sich... (foto copyright RostockSailing.de / No Facebook-Posting!)
28.5. | 09.08 Uhr: Einfädeln in die Fahrrinne... (foto copyright RostockSailing.de / No Facebook-Posting!)
28.5. | 09.17 Uhr: GB mit Stasi-Hochhaus... (foto copyright RostockSailing.de / No Facebook-Posting!)
28.5. | 09.24 Uhr: Siegfried Kempe, der diensthabende Lotse auf der Bb-Brückennock. Als Vollmatrosenlehrling fuhr er 1971 zum ersten Mal auf der BÜCHNER. "Als letzter deutscher Seemann gehe ich von Bord. Das hätte ich niemals gedacht.". (lt. NNN-Bericht vom 29.5.2013 / foto copyright RostockSailing.de / No Facebook-Posting!)
28.5. | 09.25 Uhr: Höhe Bramow... (foto copyright RostockSailing.de / No Facebook-Posting!)
28.5. | 10.47 Uhr: Wendeplatte Seehafen, der Kopfschlepper wird gewechselt, ab hier übernimmt der Unglücksschlepper AJAKS... (foto copyright RostockSailing.de / No Facebook-Posting!)
28.5. | 11.01 Uhr: Seehafen mit Wendeplatte, AJAKS ist klar zum Auslaufen, Warnemünde Traffic gibt "grünes Licht"... (foto copyright RostockSailing.de / No Facebook-Posting!)
28.5. | 11.10 Uhr: Seekanal Warnemünde, Höhe Cruise Terminal... (foto copyright RostockSailing.de / No Facebook-Posting!)
28.5. | 11.21 Uhr: AJAKS und GB passieren die Molenköpfe... (foto copyright RostockSailing.de / No Facebook-Posting!)
28.5. | 11.25 Uhr: AJAKS schwenkt nach Osten... (foto copyright RostockSailing.de / No Facebook-Posting!)
28.5. | 11.26 Uhr: Mit 3-4 Knoten geht's auf die Ostsee... (foto copyright RostockSailing.de / No Facebook-Posting!)
28.5. | 11.27 Uhr: AXEL fixiert noch eine Weile von achtern... (foto copyright RostockSailing.de / No Facebook-Posting!)
28.5. | 11.38 Uhr: Der Lotse geht von Bord und dreht ab... (foto copyright RostockSailing.de / No Facebook-Posting!)
28.5. | 11.39 Uhr: Walter Ulbricht wacht auf der Brücke - ein kleiner Scherz und letzter Gruß vom Lotsenbruder. Sein Bild im Mittelfenster hielt übrigens sogar dem Untergang stand - vgl. hier ... (foto copyright RostockSailing.de / No Facebook-Posting!)
28.5. | 11.56 Uhr: Nebel auf dem Ostsee - passend zur Stimmung... (foto copyright RostockSailing.de / No Facebook-Posting!)
28.5. | 11.57 Uhr: "Halb zog er sie , halb sank sie dahin..." - Das wirklich allerallerallerletzte Bild aus Rostock(?). Keine 36 Stunden später wird die GEORG BÜCHNER vor Polen auf Tiefe gehen... (foto copyright RostockSailing.de / No Facebook-Posting!)
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Moins mein Lieber,
AntwortenLöschensehr guter Post und Foto 2 ist mal wieder der Hammer!
Das Bild ist laut den Tauchbildern noch immer am Fenster. ;)
AntwortenLöschenhttp://alpha-divers.pl/wp-content/gallery/georg-buchner-wreck-dive/georg-buchner-wreck-dive-040.jpg
Tolle Fotos, noch tollere Geschichte. Die dramaturgische Meßlatte für zukünftige kommunale Hegemonial-Entscheidungen liegt nun natürlich absurd hoch. Dankenswerterweise bieten ein maroder Fußballclub, ein unterfinanziertes(?) Theater, ein Eisbrecher sowie etliche andere geparkte Schiffe ein solides Umfeld für weitere Geschichten aus Absurdistan.
AntwortenLöschenFreuen wir uns einstweilen darüber, das a.) die Büchner sich nicht im heimischen Seekanal auf die Seite legte und b.) eine veritable Windsurf-Rutschbahn für Süd/Südwest im urbanen Raum entstand.
M.
Toller Bericht und sehr passend.
AntwortenLöschenInteressant wäre noch zu wissen, was die Lotsen/Warnemünde Traffic etc. zu sagen haben, oder ob sie etwas zu sagen haben.
was soll die die Bemerkung mit dem Copyright? Die habt ihr doch unter CC gestellt und man darf sie dann doch auch verwenden ...
AntwortenLöschenSie haben recht, Herr/Frau Anonym, könnte missverständlich sein; hab's geändert. Vielen Dank für den Hinweis! martin
LöschenNochmal recherchiert zum selben Thema: Die CC-Lizenz (Creative Commons) ist definitiv NICHT mit Facebook kompatibel! "Creative Commons"-Lizenzen dürfen nur dann verwendet werden, wenn die Lizenzbedingungen beachtet werden. Facebook lässt sich aber die Nutzungsrechte ohne deren Beachtung einräumen. Das heißt, wenn Sie in Facebook ein unter "Creative Commons" lizensiertes Bild posten, verstoßen Sie gegen die Lizenzbedingungen und begehen einen Urheberrechtsverstoß.
Löschenvgl. hier
Dieser Bericht ist der beste, den ich bis jetzt über das "Ableben" der GB gelesen habe! Hervorragend! Die Überschrift verleitet natürlich zunächst zum Schmunzeln, doch Galgenhumor gepaart mit Wehmut lässt den Zorn ein wenig erträglicher werden. Was nützt er auch. Geschehen ist geschehen. Wenigstens hat die GB ihren Trotz gezeigt und ist, eines stolzen Schiffes würdig, auf See geblieben. Besser als dem Schneidbrenner zum Opfer zu fallen.
AntwortenLöschenIch bin gespannt, wie es weitergeht.
Vielleicht flechtet irgendein Verantwortlicher in seiner verzweifelten Schlussrede "Ich liebe Euch doch alle!" ein. Man weiß es nicht...